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Zwei Flügel eines Schulgebäudes mit heller klinkerfassade und großen Fenstern

Lernen ohne Klassenraum -
Die Römerstadtschule

  • Bildung + Sport
  • Neubau
  • Barrierefreiheit + Inklusion
  • Partizipation

In der Römerstadtschule lernen jahrgangsgemischte Gruppen mit Schüler:innen von der ersten bis vierten Klasse, mit unterschiedlichen Lernniveaus gemeinsam - mit wenigen frontalen Phasen und viel selbstständigem Arbeiten. Bereits 2014 wurde die Schule dafür mit dem Deutschen Schulpreis ausgezeichnet.

Das Bildungskonzept der Römerstadtschule umfasst den Unterricht in jahrgangsübergreifenden Lerngrup-pen für Schüler:innen von der ersten bis zur vierten Klasse. Der Frontalunterricht ist auf ein Minimum reduziert wird, das selbstständiges und individuelle Arbeiten im eigenen Tempo steht im Vordergrund.

Das architektonische Konzept für die Römerstadtschule interpretiert die traditionellen Vorstellungen vom Klassenzimmer daher komplett neu. Durch den Neubau verfügen sie nun über eine Einrichtung, die es ihnen ermöglicht, entsprechend dem pädagogischen Konzept der Schule zu lernen.

Bauaufgabe
Neubau einer Grundschule
Standort
Frankfurt am Main
Auftraggeber
Stadt Frankfurt am Main
Gröẞe
6.118 m² BGF
Leistungsphasen
1 - 9
Fertigstellung
2022
Kooperation
1:1 Schließler Valentsik Architekten, LPH 8
Auszeichnung
2. Platz Schulbau Award 2024
Kinder auf einer Treppe und umlaufenden Galerien  im Atrium einer Schule.
Kinder bewegen sich im Atrium in einer Schule mit Treppen in unterschiedlichen Richtungen, Galerien und einem Einbaumöbel.
Ein Atrium in einer Schule mit großem Oberlicht, Treppen in unterschiedlichen Richtungen, Galerien und einem Einbaumöbel.

Heimat fürs Lernen

Die vier nahezu baugleichen Häuser brechen das große Bauvolumen in kleinere, überschaubare Einheiten auf und geben den Lerngruppen jeweils eine eigene Adresse innerhalb des Neubaus.

Das „Forum“ ist der verbindende Mittelpunkt der Häuser. Das dreigeschossige Foyer dient als Ort der Begegnung, an dem das unterrichtsbegleitende Schulleben und Veranstaltungen stattfinden. Die Bezeichnung „Forum“ geht dabei auf die Vergangenheit des Orts zurück, auf dem der Schulbau steht.

Er blickt auf eine tausende Jahre alte Geschichte der römischen Siedlung Nida zurück. Vor Baubeginn ging die Stadt Frankfurt davon aus, dass sich an dem Bauplatz damals ein Forum befand - eine Art öffentlicher Dorfplatz, auf dem alles gemeinschaftliche Geschehen stattfand.

Daran angelehnt bildet auch in der Römerstadtschule das „Forum“ das Zentrum der Schule. Hier kommt man an, hier trifft man sich, tauscht sich aus. Kleine Vitrinen zeigen Fundstücke der Grabungen mit Erläuterungen.

„Das „Heimaten“-Design fördert ein starkes Zugehörigkeitsgefühl und stärkt den Stolz der Schüler:innen auf ihre Schule“

Würdigung des Preisgerichts, SCHULBAU Preis 2024
Ein Erwachsener und Kinder lernen an einem Tisch.
Kinder spielen im großzügigen offen gestalteten Spiel- und Lernbereich in einem Cluster einer Grundschule. Teppiche, Matratzen und mobile Regale definieren den Raum.
Kinder lernen auf einem mehrfach gefalteten Posest. Das Einbaumöbel aus Holz befindet sich auf der Galerie einer Schule.

Auf 275 Quadratmetern hat jede Lerngruppe ihre eigene pädagogische Heimat. Die Bereiche bieten vielseitige Lernzonen, Garderoben, Sanitäranlagen und Teamräume. Das traditionelle Klassenraumkonzept wurde zugunsten eines flexiblen Lernumfelds aufgegeben: Unterrichtsbereiche erstrecken sich über eine zentrale Gemeinschaftsfläche und ruhige "Unterrichtsräume". Flexible Möbel ermöglichen individuelle Lernorte und abtrennbare Einheiten für Ruhe oder Aktivität. Die umlaufenden Galerien bieten mit kleinen skulpturalen Lernpodesten zusätzlichen Platz für differenzierten Unterricht. Zugleich verbinden sie die Lernteams einer Ebene miteinander.

Eine Küche für Schulkinder. Zweisseitig sind bodentiefe Fenster, einige mit Wetterschutzgitter.
Unterrichtsraum einer Schule mit locker aufgestellten Gruppentischen, Regal und Sichtbeziehung zur gemeinsamen Mitte.
Das Atrium einer Schule mit umlaufenden Galerien, Treppen und großem Oberlicht.
Kinder auf einer Treppe und umlaufenden Galerien  im Atrium einer Schule.
Schulgebäude mit heller klinkerfassade und großen Fenstern

Die Römer

Die archäologischen Grabungen, die in der Gegend regelhaft vor Baubeginn getätigt werden, brachten jedoch einen überaschenden Fund hervor. Sie legten sie die Reste einer Tempelanlage einer alten Römersiedlung aus dem 2. Bis 3. Jahrhundert n. Chr. mit zahlreichen Fundstücken von Götterfiguren frei. Dieser spektaläre Fund deutete darauf hin, dass hier einst ein heiliger Tempelbezirk war.

Da die baulichen Reste des Tempelbezirks sich auf die Abdrücke der Fundamentreste beschränken, die für ein Museum nicht ausreichend erachtet wurden, blieb es bei der Planung für den Schulbau. Die Fundteile wurden für Ausstellungs- und Wissenschaftszwecke konserviert, die sich teilweise auch in der Schule wiederfinden.

Um der Bedeutung des Orts und deren archäologischen Funde abzubilden, entschied sich Trapez bei der Wahl des Materials für eine kräftige Geste und bildete einen eher massiven Bau mit einer Loch-Fassade aus hellem Stein aus. Damit setzt das Gebäude zugleich einen markanten Punkt in einer baulich heterogenen Umgebung zwischen Ernst-May-Siedlung und Nordweststadt. Seine windmühlenartige Form richtet und öffnet sich dabei in alle Richtungen und stellt sich als „einzigartig“ dar - ein neuer Anker für die Gegend. Geschwungene Mauern im Vorplatzbereich formen eine einladende Geste.

Farblich abgesetzte Pflastersteine im Außenraum und Intarsien im Terrazzo des Erdgeschosses bilden den Fußabdruck des ehemaligen Tempelbezirks ab, den die Archäologen an dieser Stelle gefunden haben.

Die Fundamentverläufe der Tempel werden sichtbar und machen die Geschichte des Ortes deutlich!

Schulgebäude mit heller klinkerfassade und großen Fenstern

Fotos: Meike Hansen, archimage